Auf der Anklagebank

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“Der Staat versucht jene, die ihm eine Gefahr sind, zu unterdrücken, zu verfolgen und zu ersticken. Die Bedrohung sind somit nicht hunderte von Anarchisten, sondern die immer mögliche und unvorhersehbare Verbreitung der subversiven Ideen und Praktiken, die wir tragen. Die Bedrohung, die Gefährlichkeit, ist die Ansteckung, die man sich zum Werk macht, die sich realisiert oder die, zumindest, immer möglich bleibt. Daher auch die Offensichtlichkeit, dass die beste Solidarität darin besteht, die subversiven Ideen und Praktiken weiter zu verbreiten, jenseits jeglichem juristischen oder staatlichen Verfalldatums. Und die beste Verteidigung gegen die Repression ist nicht irgendeine imaginäre Macht zu formen, die ihr gegenübertreten könnte (in der Logik symmetrischer Konfrontationen, die von einer militärischen Vision und Hierarchie der Subversion geprägt ist), es geht nicht einfach darum (oder besser, nicht so sehr), sich Techniken und Wissen anzueignen, sie zu umgehen, sondern eher um Perspektiven des Kampfes, um vertiefte Ideen, um die soziale Suche nach Komplizenschaft in der Verweigerung und des Angriffs auf die Welt. Eigentlich können wir die Frage verallgemeinern um sie besser zu begreifen: Kann ein Aufstand (im anarchistischen Sinne des Wortes, oder anders gesagt als soziales Phänomen) militärisch siegreich gegen die repressiven Kräfte sein? Hängt der „Erfolg“ eines Aufstands von der Zahl der Waffen und der zur Verfügung stehenden „Truppen“ ab? Oder sind nicht die Gründe der „Niederlage“ der Aufstände, eher in dem Mangel an antiautoritären Perspektiven, in der fehlenden „Standfestigkeit“ der Verweigerung jeder Art von Chef oder auch in der Angst vor dem Unbekannten der Freiheit zu suchen?

[…]

Zu sagen, dass wir weder „Schuld“ noch „Unschuld“ anerkennen, dass wir jeden Richter, jedes Gericht verweigern, weil wir Feinde aller Gesetzes sind und somit für jede Übertretung, die von unserem Verlangen nach Freiheit inspiriert ist, ist damit sicher kein taktisches Spiel, sondern gerade ein Ausdruck dieser Spannung in Richtung Kohärenz. Die Solidarität beendet so ihr Sein als simpler anti-repressiver Reflex um zur Möglichkeit der Komplizenschaft zu werden, in dem Sinne, wo wir, jeder und jede „schuldig“ für unsere Ideen und Praktiken sind, die von uns ausgehen.”

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